Sanierungsetappen
Schartenfront Stahlbau
Die Sanierung der komplizierten Steinhaufentarnung, vor allem der Bereich mit den Tarnungstoren vor den Waffenscharten, war kein einfaches Unterfangen.
Auf die Erfahrung der Festungswächter, welche die Tarnung in den 1950er Jahren erstellt hatten, konnte nicht mehr zurückgegriffen werden. Pläne und Aufzeichnungen des damligen Baus existieren nicht. Baukosten sind keine überliefert.
Ideen für gute Sanierungsmethoden waren gefragt, die den denkmalpflegerischen Ansprüchen entsprechen und dauerhaft und witterungsbeständig sind.
Die Sanierung musste sorgfältig geplant werden, um böse Ueberrraschungen und Unfälle zu vermeiden. Die Schartenfront war wegen des sich ständig bewegenden Permafrostbodens so stark beschädigt, dass jederzeit mit einem Einsturz gerechnet werden musste. Eines Sanierung der bestehenden Tragkonstruktion war nicht möglich. Sie musste neu erstellt werden. Hingegen wurden die beweglichen Tarnungstore so sorgfältig wie möglich demontiert. In der Werkstatt wurden diese wieder gerichtet, verstärkt, verzinkt,mit einem rostfreien, feinen Netz bespannt, mit einer Spachtelmasse in der Farbe des Grundtons des Albula Granits bestrichen und nachher mit zusätzlichen Farben ergänzt.
Schartenfront Maler
Während des 2. Weltkrieges war der Bunker Albula Strasse nur rudimentär gegen Angriffe aus der Luft getarnt. Der Bunkerbeton war mit einem grobflächigen Farbmuster an den umgebenden Blockschutt angepasst. Felsbrocken, die mit Stahlklammern am Bunkerbeton befestigt wurden, ergänzten diese einfach Tarnung.
Mit dem Abbruch der Blockschutttarnung an der Schartenfront wurde diese alte Zweitweltkriegtarnung freigelegt und aufgefrischt, nachdem mit einer Sandstrahlreinigung Rost und Sinter entfernt worden waren.
Beim Bemalen der restaurierten Schartentore konnte die alte Technik der Festungswächter, die Dispersionsfarbe mit Sägemehl dickflüssiger zu machen, so dass diese auf dem Drahtgeflecht haften blieb, nicht mehr angewendet werden. Auf dem neuen, rostfreien, verzinkten Geflecht wäre die alte Farbvariante nicht mehr haften geblieben. Das Zinkgitter wurde mit einer Spachtelmasse bestrichen, die farblich dem Basiston des Albulagranits entspricht. Anschliessend wurde der Farbton punktuell mit verschiedenen grünen und gräulichen Farbtönen möglichst wirklichkeitsgetreu angepasst.
Tarnungshohlräume Westseite
Während die alte Schartenfronttarnung mit Ausnahme der beweglichen Tarnungstore nicht mehr gerettet werden konnte und neu erstellt werden musste, hat sich die Tarnung an der Bunkerwestseite mit Hohlräumen über dem Eingang und dem Notausstieg so gut in die Natur integriert (Vegetation, Flechten, Moose, kleine Sträucher), dass ein Abbruch nicht in Frage kam, obwohl von der durchgerosteten Tragkonstruktion eine grosse Gefahr ausging.
Eine andere Sanierungsstrategie musste gefunden werden: Sanierung von innen unter Beibehaltung der bestehenden Tarnungsoberfläche.
Die durchgerosteten Träger wurden herausgetrennt und durch neue rostfreie Stützen ersetzt. Unter dem bestehenden Spritzbeton wurde in einem Abstand von ca. 3 cm ein zusätzliches feines Armierungsnetz fixiert. Eine ca. 5 cm dicke Spritzbetonschicht wurde von unten aufgetragen. So konnte die alte Tarnung nachhaltig stabilisiert werden.
Bunkderdach
Das sehr undichte Bunkerdach musste saniert werden. 400 Tonnen Albula-Granitblöcke wurden entfernt, mit einem Laswagenkran. Die Bauarbeiter, die das Dach am Anfang eindecken mussten, hatten diesen Komfort nicht - (Handarbeit - Hebel - Flaschenzüge - Rückenschmerzen!). Der schadhafte Beton musste stellenweise bis in eine Tiefe von 30 cm saniert werden (Gesamtdicke des Daches 2 m).
Anschliessend belegten und verschweissten wir das ganze Bunkerdach mit Abdichtungsfolien, die normalerweise zur Wasserverdrängung im Stollenbau eingesetzt werden. Diese Abdichtung wird vor dem Wiedereindecken mit Kunststoffmatten vor Beschädigung geschützt.
In 1 1/2 Tage schichtete der Lastwagenkran die schweren Blöcke wieder aufs sanierte Bunkerdach.
Innensanierung
Durch das undichte Bunkerdach ist Wasser in den Bunkerbeton eingedrungen. Dieser hat sich fast wie ein Schwamm mit Wasser vollgesaugt. Ueber 300 Betonabplatzungen in den drei Stockwerken waren die Folge.
Die Betonabplatzungen wurden freigespitzt und die verrosteten Armierungseisen herausgetrennt.
Nachdem die gesamte Verrohrung der Ver- und Entsorgung abgedeckt war, wurden Wände und Decken mit Sandstrahlen gereinigt.
Anschliessend wurden alle sangestrahlten Eisen- und Stahlteile sofort mit einer Rostschutzlackierung bestrichen, sonst wären diese sofort wieder korrodiert.
Die durch das Freispitzen und Heraustrennen entstandenen Vertiefungen im Beton wurden mit einem Spezialmörtel reprofiliert.
Tanbarikadenmagazin / Trafo
TS FESTUNG ALBULA
Für den Werterhalt im sanierten Bunker, beonders auch für den Schutz des wieder integrierten Bunkerinventars ist eine permanente, leichte Entfeuchtung zwingend. Dafür ist eine ständige Stromversorgung notwendig. Diese fehlte im Festungsgebiet Albula und musste noch gebaut werden.
Das ungenutzte Tanbarrikadenmagazin im Festungsgebiet wird in eine Transformatorenstation umgebaut. Die Elektrizität liefert die erdverlegte 11'000 Volt Leitung, die die Mobilfunkantennen, die Alp Weissenstein und das Hospiz auf der Albula-Passhöhe bereits mit Elektrizität versorgt.
Kabelblock Elektro und Wasserfassung
Zwischen der Trafostation, dem Bunker Albula Strasse und der Unterkunft Crusch sanierten und ergänzten wir das Leitungssystem mit zwei Schutzrohren für Elektrokabel, einem Erdungsband und abschnittweise mit weiteren Leitungen. Im denkmalgeschätzten Passumfeld, im Bereich der neu asphaltierten Passstrasse und im teilweise schwierigen Gelände hatte das sorgfältige Arbeiten oberste Priorität.
Wird beim Graben eine bestehende Leitung beschädigt, ist das normalerweise ärgerlich! Beim Bunker Albula war es ein Glücksfall. So fanden wir eine in Vergessenheit geratene, intakte Wasserleitung und wurden indirekt auf eine ebenfalls vergessene, kleine Wasserfassung im Festungsgebiet aufmerksam.
Vereinsmitglieder reaktivierten beides!
Oberstufenschüler aus dem Albulatal helfen
Mit grosem Engagement entfernten neun Oberstufenschüler und eine Oberstufenschülerin 10 m3 Schutt aus den Tarnungshohlräumen. Eine teilweise sehr ungangenehme Arbeit, die Bewegungsfreiheit beim Graben war eingeschränkt und der gelöste Schutt konnte wegen dem engen Platz nur in Kübeln abtransportiert werden. Trotzdem, die Müdigkeit beim Uebernachten in der Militärunterkunft Crusch, wollte nicht so richtig kommen. Es wurde sehr, sehr spät, bzw. früh....!